In der Berliner Agentur Die Mediafabrik sind Zuverlässigkeit und Qualität im Tagesgeschäft das A und O. Zudem punkten die Geschäftsführer mit hoher Kompetenz in der Mediaplanung für Ministerien und Verbände.
„Wir sind wie Außen- und Innenminister“, beschreibt Peter Peschel, geschäftsführender Gesellschafter der Agentur Die Mediafabrik, die Aufgabenverteilung mit seinem Kompagnon Andreas Kinsky. Im hippen Berlin-Mitte, nicht weit entfernt von den Hackeschen Höfen, arbeiten die beiden Agenturinhaber in einer ehemaligen Manufaktur mit ihrem Team und kümmern sich um die medialen Belange ihrer Kunden. Peschel selbst ist in der Agentur für die Außendarstellung verantwortlich, beispielsweise für Akquise und Presse. Kinsky hingegen kümmert sich um die innenpolitischen Themen der Agentur wie Personal und Controlling Wobei die beiden aber auch betonen, dass sie nach wie vor ihre eigenen Kunden haben, die sie betreuen. Ihnen ist sehr wichtig, dass sie für die Kunden nicht nur abstrakte Agenturchefs sind, sondern sie auch regelmäßig zu Gesicht bekommen.
Beide sind schon rund 20 Jahre im Mediageschäft und damit alte Hasen. Peschel, ehemals Leiter des Media-Ressorts bei Publicis in Berlin, machte sich 1993 „aus einer Unzufriedenheit heraus“ als Mediaberater selbstständig, und zwar mit einem Apple und einem Faxgerät in der eigenen Wohnung. Der Berliner Verlag war sein erster Kunde. Andreas Kinsky, seinerzeit stellvertretender Medialeiter bei MediaCom, kam 1996 dazu. Die beiden kannten sich von den einschlägigen Werbe- und Medienveranstaltungen und Peschel sprach ihn einfach an.
Nach einem Jahr Zusammenarbeit auf Probe gründeten die beiden Mediaprofis dann 1997 Die Mediafabrik GmbH. Heute arbeiten rund 20 Mitarbeiter in der Agentur, aufgeteilt in verschiedenen Units: zwei Beratungsgruppen, eine Einkaufsgruppe, die Geschäftsführung und der angeschlossene Administrationsbereich. Hinzu kommt die Posterfabrik mit derzeit fünf Mitarbeitern, die 2001 ausgelagert wurde: „Eine sehr erfolgreiche Gründung, denn im Bereich Plakat kann man sehr viel falsch machen. Wir hatten vorher ab und zu mal Reklamationen von Plakatkunden, das ist seitdem nie wieder vorgekommen“, erklärt Peschel.
Im Februar 2010 öffnete Die Onlinefabrik ihre Türen. Hier arbeiten derzeit drei Personen. „Es wird noch einige Zeit vergehen, bis wir mit der Onlinefabrik die geplante Marktdurchdringung erzielen. Der Geschäftsbereich muss erst mal ins Rollen kommen, wir versprechen uns aber viel davon“, erklärt Peschel. Auch anderen „Fabriken“ gegenüber ist Peschel nicht abgeneigt. Er hat durchaus noch eine Idee im Kopf, die aber erst in zwei Jahren aktuell sein wird. So viel verrät er: „Die neue Fabrik wird den Mediabereich ein Stück weit verlassen.“
Spezielle Kundenstruktur
Bei ihren Mitarbeitern sind den Geschäftsführern neben der Media-Kompetenz vor allem zwei Dinge wichtig: eine hohe Loyalität und eine gute Allgemeinbildung. So kommt es beispielsweise vor, dass in Bewerbungsgesprächen Fragen zur Agenda 2010 gestellt werden. Vor dem Hintergrund der Kunden der Mediafabrik macht dies allerdings auch Sinn. FMCGs, Bier- oder Automarken sucht man vergebens. Ministerien, Verbände, Parteien oder Krankenkassen machen den größten Teil aus. Dies sei standortbedingt, denn „Berlin ist einfach strukturschwach und im 300 km-Umkreis sieht es ähnlich aus“, erklärt Peschel. Dax-Unternehmen seien Mangelware. Für Peschel und Kinsky ist es nicht überraschend, dass die großen Media-Agenturen wenn überhaupt nur Dependancen in Berlin haben. Alles andere wäre ein sehr harter Kampf. Mit Stolz können die beiden Geschäftsführer also von sich behaupten, die größte Media-Agentur mit Sitz in der Hauptstadt zu leiten.
Die Spezialisierung auf bestimmte Kunden habe sich dementsprechend ergeben. Mit den Jahren wisse man aber einfach auch, „wie ein Staatssekretär angesprochen werden will, und wie die speziellen Strukturen in Ministerien oder Verbänden funktionieren“. Das sei den Pitches sehr zuträglich. Hinzu kommt eine gewisse Leidenschaft der beiden Geschäftsführer für politische Themen.
Die Mediafabrik hat aber auch Kunden aus ganz anderen Branchen wie beispielsweise Förstina-Sprudel, Fresenius Medical Care oder KPM Königliche Porzellan Manufaktur Berlin. Mit vielen ihrer Kunden steht die Agentur kurz vor dem zehnjährigen Jubiläum. Einige, wie der Berliner Verlag, konnten dies schon feiern. Die hohe Loyalität seiner Kunden rechnet Peschel der Arbeitsweise seiner Agentur zu: „Die Zuverlässigkeit und Kompetenz im Tagesgeschäft sind das A und O.“ Er leistet sich für Berlin relativ hohe Gehälter für seine Mitarbeiter, da diese oft auch aus teuren Städten wie Frankfurt, München oder Hamburg angeworben werden müssten. „Aber auch wenn das die Rendite ein bisschen drückt: Wir brauchen einfach gute Leute.“
Denn neben dem funktionierenden Tagesgeschäft sind auch nur mit guten Leuten neue Kunden zu gewinnen. Die Einladungen zu Pitches basieren bei der Mediafabrik auf drei Standbeinen. Einerseits gibt es zwei Mitarbeiter, die sich ausschließlich um Kaltakquise kümmern und Augen sowie Ohren für Termine offen halten. Andererseits liegt das Augenmerk auf öffentlichen Ausschreibungen von Ministerien und anderen Institutionen, worum sich ebenfalls eine Person kümmert. Das dritte Standbein sind Kooperationen mit Kreativ-Agenturen, die in der Arbeitsweise der Mediafabrik eine große Rolle spielen. Über die Jahre habe Die Mediafabrik mit Kreativ-Agenturen erfolgreich zusammengearbeitet und man sei dadurch freundschaftlich verbunden. Peschel freue sich natürlich immer, wenn eine Kreativ-Agentur fragt, ob man nicht zusammen in einen Pitch gehen möchte.
Pitches sind für die Agenturinhaber überhaupt ein großes Thema: Sie sind immer bestrebt, ihr Media-Know-how noch schlüssiger und besser für die jeweiligen Kundenbedürfnisse aufzubereiten. An den Präsentationen für die Kunden wird auch außerhalb von Pitches fortwährend gefeilt.
Angebote abgelehnt
Mit den „großen“ Network-Agenturen kommt Peschel auf den jährlichen OMG-Sitzungen ins Gespräch. Die Mitgliedschaft in dem Agentur-Verband ist für ihn sehr fruchtbar, „da ich dort zentriert von sämtlichen Entwicklungen in der Branche höre“. Und natürlich wegen der Kontakte. Diese Kontakte werden auch von anderer Seite aus genutzt: „Wir haben von einer Handvoll der Top 10-Network-Agenturen in Deutschland schon Kaufangebote bekommen. Das bestärkt uns, dass wir einen guten Ruf in der Branche haben.“ Abgelehnt haben die beiden bisher immer, denn es wäre für sie ein Eingeständnis des Scheiterns. Deshalb möchten sie in rund zehn Jahren auch am liebsten „begabte, engagierte und verdiente Mitarbeiter“ suchen, an die sie ihr Lebenswerk weitergeben können.
(15.06.2010, Quelle: media spectrum, Ausgabe Juni 2010)